Goldzeit - Wechseljahre
Wenn Du auf dieser Seite gelandet bist, interessierst Du dich vermutlich für die kleinen und großen Geheimnisse der Wechseljahre. Eine neue Lebensphase muss nicht automatisch eine "goldene" Zeit sein, aber es ist sinnvoll, dieser Phase mit positiver Einstellung entgegen zu gehen. Und es gibt überall kleine und größere Goldkörnchen zu entdecken, die dir den Weg durch die Wechseljahre ebnen und etwas leichter machen.
Als ich vor gut sieben Jahren bei der VHS Hamburg anfragte, ob ein Kursangebot für Frauen zum Thema Wechseljahre erwünscht ist, lautete die Antwort sinngemäß: Toll, dass Sie so etwas anbieten, aber Wechseljahre sind ein Tabuthema, das wird nicht angenommen. Merkwürdig, dachte ich, die Zielgruppe ist eigentlich riesengroß, und der Anteil der Frauen, die Beschwerden haben, ist mit zwei Dritteln erheblich! Natürlich ging ich der Frage nach, ob das so stimmen kann: Sind Wechseljahre etwa immer noch ein Tabuthema?
Dabei stieß ich auf sehr unterschiedliche Reaktionen: Zum modernen Selbstbild vieler Frauen gehört es offenbar, „Multitasker“ zu sein, Mehrfachbelastungen nach außen spielerisch zu meistern und dabei auch noch möglichst blendend auszusehen. In dieses Bild passen keine Wechseljahrsbeschwerden, diese Gruppe wird von Symptomen wie Hitzewallungen und Schlafstörungen kalt erwischt. Und greift besonders häufig zu Hormonen, um diese störenden Zeichen „auszuschalten“. Offenbar nehmen diese Frauen Alterungszeichen als persönliche Niederlage wahr, die es um jeden Preis zu vermeiden gilt. Burnoutsymptome können Wechseljahrssymptomen übrigens stark ähneln (Herzrasen, Schweißausbrüche, Schlaflosigkeit, Panikattacken etc.) wobei der Multitasker-Gruppe die Diagnose „Burnout“ immer noch weit angenehmer ist als die Diagnose „Klimakterium“.
Im Gegensatz zu dieser Art, mit den Wechseljahren umzugehen, gibt es ein anderes Extrem: Frauen, die mit den ersten Symptomen ihr letztes Stündlein schlagen hören. „Nun geht es mit mir bergab,“ sagte mir eine 49jährige Frau, „sind die Wechseljahre der Anfang vom Ende?“ Darauf müsste ich dann mit einer Gegenfrage antworten: Wer bist DU? Definierst du dich ausschließlich über deinen Körper? Und selbst wenn es so wäre: Kannst du die Zeichen deines bisher gelebten Lebens nicht auch liebevoll und stolz an deinem Körper wahrnehmen? Welche äußeren Zwänge verderben dir die Freude am Erfahrungsreichtum, am geistigen Reifungsprozess?
Nun gibt es zwischen diesen beiden Gruppen tatsächlich auch Frauen, die es vorziehen, ihre Wechseljahre bewusst wahrzunehmen. Auf körperlicher Ebene wird dann Bilanz gezogen: Meist wird zunächst eine Gynäkologin aufgesucht, die aufgrund der - oft unspezifischen- Symptome einen Hormontest durchführt. Nach einigen Tagen heißt es dann per Telefon „alles okay, noch keine Wechseljahre“. Zurück bleibt die Frau mit ihren Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Brustspannen und vielen weiteren Beschwerden, die nach dem Praxisbesuch nicht mal einen Namen haben. Zitat eines Allgemeinmediziners: „Na, Sie sind ja jetzt so in dieser Zeit, Sie wissen schon, da ist das manchmal so“. Könnte auch aus den Fünfziger Jahren stammen, ist aber ein Satz von 2014! Natürlich wäre hier die Frage angebracht: „Was genau meinen Sie denn damit?“
Schön wäre es, wenn die Antwort darauf mindestens diese relevante Eckdaten enthalten würde:
„Ihr Körper zeigt Zeichen der beginnenden Hormonumstellung, damit sind die weiblichen Geschlechtshormone gemeint, die bisher für einen regelmäßigen Eisprung und damit für die Fortpflanzungsfähigkeit gesorgt haben. Die Eierstöcke werden nun immer seltener Eizellen heranreifen lassen, bis sie ihre Funktion ganz einstellen. Dadurch kann es zu starken Hormonschwankungen kommen, die bei vielen Frauen typische Wechseljahrsbeschwerden auslösen (z.B. heftige Stimmungswechsel, Hitzewallungen, Schweißausbrüche etc.) Die ersten Anzeichen können sogar schon sieben Jahre vor der Menopause beginnen und dauern bis zu sieben Jahre danach noch an. Die gesamte Zeit wird „Klimakterium“ genannt. Der Zeitpunkt der letzten Regelblutung heißt „Menopause“. Diesen Zeitpunkt kann man nur im Nachhinein bestimmen, denn laut Definition muss die letzte Regelblutung mindestens 12 Monate zurückliegen. Dies ist dann auch mittels einer Hormonuntersuchung nachweisbar. Vorher stellen Hormontests nur eine Momentaufnahme dar, die im nächsten Zyklus schon ganz anders aussehen kann....“
Schön wäre es auch, wenn Frauen zu diesem Thema eingehende Infos und Tipps für die Wechseljahre bekämen und über schulmedizinische und alternative Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt würden. Davon sind die meisten Arztpraxen leider noch weit entfernt.
Neben der Wahrnehmung der körperlichen Veränderungen nehmen Frauen in den Wechseljahren aber auch ihre persönliche Lebenssituation unter die Lupe: Wo stehe ich? Was ist mir wichtig? Wo will ich hin? In den Wechseljahren kann eine ganze Menge in der Waagschale landen, um dann aus neuer Blickrichtung beurteilt und sortiert zu werden. Gerade bei Frauen, die spät Kinder bekommen haben, stoßen die Themen Wechseljahre, Pubertät der Kinder und Pflegebedürftigkeit der eigenen Eltern oft zusammen. Auch das realistische Einschätzen der eigenen Lebensträume kann ein großes Thema für Frauen in den Wechseljahren sein. Besonders wichtig ist dabei der Austausch mit anderen Frauen: Wechseljahre können so vieles sein: Belastend und klärend, verunsichernd und ordnend, aufwühlend und besänftigend... Klimakterium bedeutet eigentlich „Stufenleiter, kritischer Zeitpunkt im Leben“.
Man kann das Klimakterium aber auch als das sehen, was es ist: Ein sehr spannendes Stück Leben!
Mein Anliegen ist es, statt „Augen zu und durch“ lieber folgendes Motto zu wählen: Augen auf! Und mutig, heiter, gelassen und vor allem: Gemeinsam durch die Wechseljahre!
Nachdem ich während meiner Praxistätigkeit fünf Jahre Erfahrung mit Frauen in den Wechseljahren in der Beratung und bei Kursen sammeln konnte, stelle ich rückblickend fest, dass das Thema sogar heutzutage, 2020 (!) noch immer ausgeblendet wird, und dass Frauen keine Kosten und Mühen scheuen, um "jung und fit" zu bleiben.
Die aktiven Teilnehmerinnen der Goldzeit-Kurse konnten sich hingegen mit Mut und Humor der neuen Lebensphase stellen. So entstand die Idee, ein Buch für Frauen zu diesem Thema herauszubringen. Dieses Projekt ist aktuell in Arbeit und das Erscheinen wird auf dieser Website bekanntgegeben werden.
Bis dahin: Liebe Goldzeit-Frauen, geht mit dem Thema offensiv um und redet mit euren Freundinnen. Denn in die Wechseljahre kommen sie alle! Viel Glück!!!
Es grüßt Dich bzw. Euch alle herzlich
Martina Stahl